Amtsfluencer: Warum Behörden heute Gesichter brauchen
- Betty Holle

- 15. Dez.
- 2 Min. Lesezeit
Die Idee klingt zuerst wie ein Witz: Ein Amt, das einen auf Influencer:in macht. Doch sobald man den Kopf aus dem Klischee hebt, wird klar, dass hier eine echte kommunikative Zeitenwende läuft. Endlich!! Und noch viel zu selten. Aber es gibt sie schon und es wird Zeit, dass es SIE überall gibt!

SIE, die Behörden, die ihre teils hochkomplexen Inhalte aus verstaubten Schubladen hervorkramen und dieses Juristendeutsch in einfach verständliche Sprache packen. Endlich steht da ein Mensch und kein blassgrün-auf-blassbeige-Formular mit 100 Anmerkungen in einer Sprache, für die man zumindest das 1. Staatsexamen Jura bräuchte.
Was ist ein:e Amtsfluencer:in?
Ein:e Amtsfluencer ist (meist) kein:e klicki bunti tictoc tanzende:r Beamt:in. Es ist eine Person im öffentlichen Dienst, die sichtbar wird. Ein Gesicht, das erklärt, einordnet, beruhigt, Haltung zeigt. Bürger:innen vertrauen Menschen, nicht Logos. Genau deshalb verändern Ämter, die mutig kommunizieren, gerade ihren gesamten Auftritt.
Die Gründe dafür sind nanoglasklar:
Erstens: Informationen wandern heute in Echtzeit.
Wenn eine Behörde nicht selbst spricht, spricht irgendwer anderes. Und dass das nicht immer "gut" für die allgemeine Bevölkerung ist, muss ich glaube ich nicht besonders hervorheben.

Zweitens: Social Media ist kein Karls Erdbeerhof (Immer einen Besuch wert. Schon allein wegen des Erdbeer-Döners), sondern mittlerweile der Hauptinformationskanal für Millionen. HAUPTINFORMATIONSKANAL. Darauf lag meine Betonung.
Drittens: Vertrauen entsteht nicht aus PDF-Dokumenten, sondern aus Präsenz. Wer glaubwürdig kommunizieren will, zeigt sich. (À propos "zeigt sich". Ich habe mich für euch in die Justiz-Schale geschmissen. Dankt mir später).
Back Topic: Genau hier beginnt die Herausforderung. Sichtbarkeit erfordert Auftrittskompetenz.
Wer als Amtsfluencer:in vor der Kamera steht, braucht Klarheit in der Stimme, Ruhe im Körper, Struktur im Kopf. Es reicht nicht, fachlich brillant zu sein. Es braucht Medienkompetenz auf professionellem Niveau. Und die wenigsten lernen das im öffentlichen Dienst.
Der Job ist komplexer, als viele glauben. Man balanciert zwischen Sachlichkeit und Nähe, zwischen Behördenauftrag und persönlicher Haltung. Die Grenze ist fein, ich beschreibe das gerne wie ein dünnes Seil, auf dem es ab sofort gut zu balancieren gilt.
Welche Skills braucht ein:e Amtsfluencer:in?
"Gute" Amtsfluencer:innen beherrschen diese Skills nicht durch Zufall, sondern durch Training. Sie wissen, wie man Botschaften in Alltagssprache übersetzt, ohne an Präzision zu verlieren. Sie wissen, wie man im O-Ton wirkt, ohne auszuweichen. Sie wissen, dass Bürgerkommunikation kein Bühnenstück ist, sondern Beziehungspflege.
Der Trend wird nicht verschwinden. Er ist eine logische Folge davon, dass staatliche Kommunikation menschlicher, zugänglicher und digitaler wird. Und es ist eine Chance. Für Behörden, die Vertrauen aufbauen wollen. Für Pressesprecherinnen, die ihre Rolle stärken wollen. Für Führungskräfte, die neue Nähe gestalten wollen. Und für alle, die erkannt haben, dass Wirkung kein Zufall ist, sondern Kompetenz.
Wer in diesem Feld professionell auftreten will, braucht kein Influencer-Gen. Er oder sie braucht Klarheit, Training und eine Stimme, die trägt. Die Zukunft der Behördenkommunikation wird nicht lauter und auch nicht leiser. Sie wird persönlicher. Und genau dort werden Amtsfluencer:innen gebraucht.

Wenn du als Pressestelle oder Behörde souverän und modern auftreten willst, findest du hier mein Social Media Medientraining für professionelle Behördenkommunikation: www.fressefreiheit.com/social-media-medientraining.




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